Katastrophenvorsorge im Norden Afghanistans

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Nach dem Umsturz des Talibanregimes 2001 wurde kontinuierlich in den Wiederaufbau Afghanistans investiert. Nichtsdestotrotz zählt Afghanistan nach wie vor zu einem der ärmsten Länder der Welt (Platz 155 von 169 Ländern). Der Mangel an adäquater Infrastruktur, Nahrungsmittelknappheit und die fortwährende Gewalt im Land erschweren die Lebensbedingungen für die Bevölkerung enorm. Darüber hinaus wird insbesondere im Norden Afghanistans das Land regelmäßig von Erdbeben erschüttert, die verheerende Erdrutsche auslösen können. Neben den Gefahren durch Erdbeben sind die Lebensbedingungen im Norden auch durch starke Überschwemmungen im Frühjahr, langanhaltende Dürreperioden sowie fortwährende bewaffnete Konflikte erschwert, die viele Teile der Bevölkerung in extreme Armut gestürzt haben.

Infolge der Finanzierung durch das deutsche Auswärtige Amt konnten die Johanniter ein Projekt zur Verbesserung der kommunalen Katastrophenvorsorge und Erstversorgungskapazität in der Provinz Balkh im Juni 2010 beginnen. Ziel des Projektes ist es, Gemeindemitglieder in Katastrophenvorsorge und Erster Hilfe zu schulen, so dass sie im Falle einer Katastrophe als Erstversorger Betroffenen schnell und effizient helfen können. Um nachhaltige Strukturen zu schaffen, arbeiten die Johanniter eng mit lokalen und internationalen Organisationen bzw. Behörden (z.B. ANDMA, UN OCHA, UNDP, Tearfund), sowie diversen Vertretern der Dorfgemeinschaften zusammen.

Durch die Erstellung von Ausbildungsplänen, die in Absprache mit ANDMA und UNDP entwickelt wurden, war es möglich eine strukturiertes Konzept zur Ausbildung von Gemeindetrainern /TOTs (3 weibliche + 3 männliche) zu erarbeiten. Das Ausbildungsprogramm der Gemeindetrainer beinhaltet neben den inhaltlichen Schwerpunkten der Katastrophenvorsorge und Erste Hilfe Maßnahmen auch pädagogische Aspekte, wie Unterrichts- und Trainingsmethoden, Rollenspiele und Repräsentationstechniken. Die Gemeindetrainer haben nach ihrer einmonatigen Ausbildung, die Aufgabe Teilnehmern aus ihrer Gemeinde, Schülern, Lehrern und den DRRTs (District Rapid Response Teams) das erlernte Wissen zu vermitteln.

In diesem Rahmen sollen 4.320 Personen (2.160 Frauen/ 2.160 Männer) sowie jeweils 160 Schüler und Lehrer aus den Distrikten der Provinz Balkh in Katastrophenvorsorge und Erste Hilfe ausgebildet werden. Die Teilnehmer der Ausbildungskurse fungieren als Multiplikatoren und geben ihr Wissen an durchschnittlich je 5 Personen aus dem Umfeld (Familien, Bekannte und Freunde) weiter, was indirekt ca. 23.000 Begünstige sind.

Die DRRTs umfassen 150 Personen (jeweils 75 Männer/ Frauen) aus 15 Bezirken der Provinz Balkh, die in einem 4 monatigen Training in folgenden Bereichen ausgebildet werden:

• Katastrophenterminologie und Konzepte, Katastrophenrisiken
• Kommunikation im Falle einer Gefahr (Erstellen von Evakuierungsplänen, Koordination der Rettungseinsätze mit lokalen Behörden etc.)
• Sammeln von Informationen im Gelände
• Simulationsübungen (Such- und Rettungstechniken, Evakuierung etc.)
• Schulungen im Bereich Erste-Hilfe, Wasserqualitätskontrolle, Krankheitsbekämpfung
• Bildung von Netzwerken zwischen betroffenen Gemeinden und lokalen Behörden

Im Anschluss der Ausbildung werden die DRRTs in ihren jeweiligen Distrikten eingesetzt und mit First Aid Kits ausgestattet, um die personellen Kapazitäten zu stärken und im Katastrophenfall schnellstmöglich Hilfe zu leisten. Die in Katastrophenvorsorgemanagement ausgebildeten Gemeindemitglieder bilden 30 Katastrophenschutz-Komitees (Disaster Risk Reduction Committees DRRC) in den Distrikten Khulm und Shortepa, deren Aufgabe die Koordinierung und das Management im Katastrophenfall sowie die Durchführung von Katastrophenvorsorgemaßnahmen ist. Sie werden mit 30 Emergency Kits – bestehend aus Taschenlampen, Kerzen, Radios etc. und 30 First Aid Kits ausgestattet.

Neben den Ausbildungsprogrammen errichten die Johanniter 5 kommunal hergestellte Frühwarnsysteme in der Zone des Amu Darya Flusses. Diese lokal erzeugten Frühwarnsysteme geben Alarm sobald der Wasserspiegel des Flusses über ein gewisses Niveau ansteigt. So haben die Menschen nahe dem Fluss Amu Darya genug Zeit um sich und ihr wichtigstes Hab und Gut in Sicherheit zu bringen.


Im Vordergrund der Ausbildung steht die Stärkung der lokalen Bevölkerung, so dass die ausgebildeten Helfer auch besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen, wie Kindern, Behinderten und älteren Menschen im Katastrophenfall helfen können. Das Durchführen einer Breitenausbildung in Katastrophenvorsorge hat einen hohen Grad an Nachhaltigkeit, da nicht nur die ausgebildeten Teilnehmer Kenntnisse und Maßnahmen der Katastrophenvorsorge und Ersten Hilfe gewinnen, sondern auch die unmittelbaren Angehörigen der Teilnehmer. Insbesondere Kinder spielen hierbei eine Schlüsselrolle, da sie als Multiplikatoren fungieren, die ihr erworbenes Wissen an Familienangehörige und Freunde weitergeben.

Das Projekt begann im Juni 2010 und wird vorerst bis Ende November 2011 laufen.

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Country and region Afghanistan
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